Liebe Frau Kleif, vielen Dank für die einleitenden Worte. Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich freue mich, dass ich heute eine Eminöter-Vorlesung zu dem Thema Umformtechnik im Wandel der Zeit von
historischen Ansätzen zu modernen Technologien halten darf, was schonmal zeigt, dass die
Umformtechnik eine Technologie ist, die aus meiner Sicht zu den ältesten Technologien der Welt gehört,
die die Menschheit nutzt und die sehr alltäglich ist. Dementsprechend habe ich als Gliederung mich
entschieden, erst einmal in die Umformtechnik einzuführen über Werkstoffe, Verfahren und
Bedeutung. Das wird sozusagen ein kleiner historischer Abriss werden, ehe ich dann anhand
von zwei Beispielen auf aktuelle Herausforderungen der Umformtechnik eingehe, nämlich die
Blechmassivumformung sowie die Fragestellung lokal maßgeschneideter Aluminiumplatinen,
so genannten Taylor Heat Treated Blanks. Um sie aber nun erstmal mitzunehmen, möchte ich ihnen
etwas ganz Alltägliches zeigen. Sie müssen sich vorstellen, sie sind auf einer deutschen Autobahn
unterwegs, da kann ich ziemlich genau sagen, das ist wohl die A81 und da fährt ein LKW und genau
das, was sie hier sehen, ist Standard, nämlich der Standard, dass man hier entsprechend Kegelräder
hat, die eingreifen, damit der LKW überhaupt fahren kann. Und die Frage ist, wie fertigt man
sowas? Aus Stangenmaterial, wie sie es genau hier sehen, diese Stangenabschnitte werden
abgeschert, dann entsprechend erwärmt auf Temperaturen von 1200, 1300 Grad und in einem
ersten Schritt warm geschmiedet zu einem Kegelrad, wie man es hier sehen kann. Dieses in Zeiten von
einer Sekunde und weniger. Diese dann noch heißen Kegelräder werden abgeführt, um nachfolgend in
einem Kaltumformprozess kalibriert zu werden, um dann tatsächlich einsatzfertig zu sein.
Damit haben wir ein typisches Beispiel für ein Produkt der Umformtechnik, das alltäglichst ist,
das wir eigentlich jeden Tag indirekt sehen, aber nicht zur Kenntnis nehmen. Und genau so ist das
eigentlich mit der Umformtechnik von jeher. Wir können anfangen vor circa 6000 Jahren,
in der Größenordnung der Kupfersteinzeit, auch Kupferzeit genannt, in der wir oder aus der wir
das erste Mal metallische Produkte gefunden haben, die einen umformtechnischen Charakter aufweisen.
Sie sehen hier typischen Goldschmuck, das war auch die erste Anwendung der Umformtechnik, weil der
Mensch auf dieses glänzende Metall Gold, Silber entsprechend positiv angesprungen ist, das ist dann
wahrscheinlich die weibliche Seite an genau der Umformtechnik. Und man hat eben dieses Metall in
einem reinen Zustand, in dem es weich ist und damit händisch mit einfachsten Werkzeugen bearbeiten
kann. Diese einfachsten Werkzeuge können Holz sein, können Steine sein. Hat man damit es geschafft,
gesellschaftliche Bedeutung zu erlangen und Statussymbole zu generieren. Leider ist es die
Veranlagung des Menschen, dann auch gleich immer etwas in die negative Seite abzudriften. Die ganzen
kriegerischen Aspekte, die mit der Umformtechnik verbunden sind, kann man nicht leugnen, obwohl
es auch hier mit eher positiven Dingen losging. Denn der Mensch ist immer danach bestrebt, sich das
Leben leichter zu machen und somit kann man oder hat man, als man Ötzi gefunden hat, auch sein
Kupferbeil gefunden. Dieses Kupferbeil aus Reinkupfer mit 99 Prozent Kupfer ist ein klares
Indiz dafür, dass auch Ötzi nicht einfach ein Mensch war zur damaligen Zeit, sondern schon einen
entsprechenden Status hatte, denn er konnte sich ein solches Kupferbeil leisten, mit dem man zum
Beispiel Holz bearbeiten konnte und damit sich das Leben erleichtern konnte. Genauso findet man in
den laufenden Jahren dann zum Beispiel über die Bronzezeit Entwicklungen, die belegen, dass die
Fertigkeit der Menschen immer besser wurden, denn zum Beispiel die Maske des Agamemnon, die
Abmessungen hat ungefähr in der Größenordnung eines Dna-4-Blattes und eine Dicke von circa
zwei Millimeter, zeigt sehr gut die feinsten Konturen, die damals bereits ausgeformt werden
konnten. Feinste Konturen zum Beispiel in Form von Augenbrauen, wenn man sich das anschaut, oder auch
hier der Barthaare. Genauso hat man in der Bronzezeit damals aber angefangen zu entdecken, dass auch
Legierungen verarbeitet werden können. Bronze war ein erstes Beispiel, also eine Kupferzinnlegierung,
somit fing man auch an den Wert des Metalles zu erkennen und es für den Handel zu nutzen,
also Münzen zu prägen, damals sprach man noch vom sogenannten Münzschlagen und gleichzeitig hat
man erkannt, dass die Technologie, die man damals einsetzte, das Schmieden, also genau die Technologie,
die wir heute auch noch einsetzen, um das Beispiel des Kegelrates zu formen, dass man mit Hilfe dieser
Technologie nicht nur ein umformendes Verfahren hat, sondern auch ein trennendes und ein fügendes.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:54:36 Min
Aufnahmedatum
2015-06-16
Hochgeladen am
2015-06-17 16:48:30
Sprache
de-DE
Die Umformtechnik gehört zu den ältesten Fertigungstechnologien, die zur Herstellung von Gütern und Gebrauchsgegenständen aller Art eingesetzt wird. Die Bedeutung dieser Technologie in der Antike wird dadurch offenkundig, dass die Fertigkeit des Schmiedens einem Gott zugeschrieben wurde. In nahezu allen Mythologien beherrschten die Götter des Krieges die so hochgeschätzte Schmiedekunst. Naturgesetze und Rohstoffe werden heute gezielt genutzt, um Verfahren, Maßnahmen und/oder Einrichtungen zur beherrschten Fertigung von Gütern zu entwickeln. Die Forschung umfasst bis heute das Entwickeln und Anwenden von Fertigungsverfahren, deren Entwicklung und aktuelle Herausforderungen anhand von Beispielen aufgezeigt werden.