6 - Umformtechnik im Wandel der Zeit [ID:5170]
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Liebe Frau Kleif, vielen Dank für die einleitenden Worte. Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich freue mich, dass ich heute eine Eminöter-Vorlesung zu dem Thema Umformtechnik im Wandel der Zeit von

historischen Ansätzen zu modernen Technologien halten darf, was schonmal zeigt, dass die

Umformtechnik eine Technologie ist, die aus meiner Sicht zu den ältesten Technologien der Welt gehört,

die die Menschheit nutzt und die sehr alltäglich ist. Dementsprechend habe ich als Gliederung mich

entschieden, erst einmal in die Umformtechnik einzuführen über Werkstoffe, Verfahren und

Bedeutung. Das wird sozusagen ein kleiner historischer Abriss werden, ehe ich dann anhand

von zwei Beispielen auf aktuelle Herausforderungen der Umformtechnik eingehe, nämlich die

Blechmassivumformung sowie die Fragestellung lokal maßgeschneideter Aluminiumplatinen,

so genannten Taylor Heat Treated Blanks. Um sie aber nun erstmal mitzunehmen, möchte ich ihnen

etwas ganz Alltägliches zeigen. Sie müssen sich vorstellen, sie sind auf einer deutschen Autobahn

unterwegs, da kann ich ziemlich genau sagen, das ist wohl die A81 und da fährt ein LKW und genau

das, was sie hier sehen, ist Standard, nämlich der Standard, dass man hier entsprechend Kegelräder

hat, die eingreifen, damit der LKW überhaupt fahren kann. Und die Frage ist, wie fertigt man

sowas? Aus Stangenmaterial, wie sie es genau hier sehen, diese Stangenabschnitte werden

abgeschert, dann entsprechend erwärmt auf Temperaturen von 1200, 1300 Grad und in einem

ersten Schritt warm geschmiedet zu einem Kegelrad, wie man es hier sehen kann. Dieses in Zeiten von

einer Sekunde und weniger. Diese dann noch heißen Kegelräder werden abgeführt, um nachfolgend in

einem Kaltumformprozess kalibriert zu werden, um dann tatsächlich einsatzfertig zu sein.

Damit haben wir ein typisches Beispiel für ein Produkt der Umformtechnik, das alltäglichst ist,

das wir eigentlich jeden Tag indirekt sehen, aber nicht zur Kenntnis nehmen. Und genau so ist das

eigentlich mit der Umformtechnik von jeher. Wir können anfangen vor circa 6000 Jahren,

in der Größenordnung der Kupfersteinzeit, auch Kupferzeit genannt, in der wir oder aus der wir

das erste Mal metallische Produkte gefunden haben, die einen umformtechnischen Charakter aufweisen.

Sie sehen hier typischen Goldschmuck, das war auch die erste Anwendung der Umformtechnik, weil der

Mensch auf dieses glänzende Metall Gold, Silber entsprechend positiv angesprungen ist, das ist dann

wahrscheinlich die weibliche Seite an genau der Umformtechnik. Und man hat eben dieses Metall in

einem reinen Zustand, in dem es weich ist und damit händisch mit einfachsten Werkzeugen bearbeiten

kann. Diese einfachsten Werkzeuge können Holz sein, können Steine sein. Hat man damit es geschafft,

gesellschaftliche Bedeutung zu erlangen und Statussymbole zu generieren. Leider ist es die

Veranlagung des Menschen, dann auch gleich immer etwas in die negative Seite abzudriften. Die ganzen

kriegerischen Aspekte, die mit der Umformtechnik verbunden sind, kann man nicht leugnen, obwohl

es auch hier mit eher positiven Dingen losging. Denn der Mensch ist immer danach bestrebt, sich das

Leben leichter zu machen und somit kann man oder hat man, als man Ötzi gefunden hat, auch sein

Kupferbeil gefunden. Dieses Kupferbeil aus Reinkupfer mit 99 Prozent Kupfer ist ein klares

Indiz dafür, dass auch Ötzi nicht einfach ein Mensch war zur damaligen Zeit, sondern schon einen

entsprechenden Status hatte, denn er konnte sich ein solches Kupferbeil leisten, mit dem man zum

Beispiel Holz bearbeiten konnte und damit sich das Leben erleichtern konnte. Genauso findet man in

den laufenden Jahren dann zum Beispiel über die Bronzezeit Entwicklungen, die belegen, dass die

Fertigkeit der Menschen immer besser wurden, denn zum Beispiel die Maske des Agamemnon, die

Abmessungen hat ungefähr in der Größenordnung eines Dna-4-Blattes und eine Dicke von circa

zwei Millimeter, zeigt sehr gut die feinsten Konturen, die damals bereits ausgeformt werden

konnten. Feinste Konturen zum Beispiel in Form von Augenbrauen, wenn man sich das anschaut, oder auch

hier der Barthaare. Genauso hat man in der Bronzezeit damals aber angefangen zu entdecken, dass auch

Legierungen verarbeitet werden können. Bronze war ein erstes Beispiel, also eine Kupferzinnlegierung,

somit fing man auch an den Wert des Metalles zu erkennen und es für den Handel zu nutzen,

also Münzen zu prägen, damals sprach man noch vom sogenannten Münzschlagen und gleichzeitig hat

man erkannt, dass die Technologie, die man damals einsetzte, das Schmieden, also genau die Technologie,

die wir heute auch noch einsetzen, um das Beispiel des Kegelrates zu formen, dass man mit Hilfe dieser

Technologie nicht nur ein umformendes Verfahren hat, sondern auch ein trennendes und ein fügendes.

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:54:36 Min

Aufnahmedatum

2015-06-16

Hochgeladen am

2015-06-17 16:48:30

Sprache

de-DE

Die Umformtechnik gehört zu den ältesten Fertigungstechnologien, die zur Herstellung von Gütern und Gebrauchsgegenständen aller Art eingesetzt wird. Die Bedeutung dieser Technologie in der Antike wird dadurch offenkundig, dass die Fertigkeit des Schmiedens einem Gott zugeschrieben wurde. In nahezu allen Mythologien beherrschten die Götter des Krieges die so hochgeschätzte Schmiedekunst. Naturgesetze und Rohstoffe werden heute gezielt genutzt, um Verfahren, Maßnahmen und/oder Einrichtungen zur beherrschten Fertigung von Gütern zu entwickeln. Die Forschung umfasst bis heute das Entwickeln und Anwenden von Fertigungsverfahren, deren Entwicklung und aktuelle Herausforderungen anhand von Beispielen aufgezeigt werden.

Tags

Umformtechnik Tailor Blanks Rolled Welded Patchwork THTB THTP Blechmassivumformung Fliesspressen Schmieden Drückwalzen Nabenanformen Stoffflussanalyse Prozesskombination Taumelpresse Aluminiumleichtbau Formgebungsgrenzen Emmy-Noether-Vorlesung Heat Treated
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